29 August 2007

Odysseus in Nordeuropa

Griechische Mythenforscher werden mir sicher widersprechen. Odysseus habe sich nie ausserhalb des östlichen Mittelmeers bewegt. Godard-Kenner erkennen immerhin die Reichweite seiner Reisen in die nähere Gegenwart und in die französisch-italienische Sphäre an („Le mépris“). Doch noch niemand hat vom Konzept des nordwärts strebenden und dort ebenso umherirrenden Odysseus gehört. Diese Fährte habe ich heute aufgenommen.

Mein Verschiffungshafen: Zürich-Kloten, meine Ägäis: der offene Luftraum. Im Nachhinein als ironischer Seitenhieb mag gelten, dass ich mich noch früh morgens vom letzten Gefährten am Flughafen in Schnelle mit der Begründung verabschiedete, dass ich rechtzeitig zum Boarding am Gate sein wollte. Die Wartezeit zog sich bereits nach dessen Erreichen ziemlich hin. Schliesslich empfing uns ein jovialer Flugkapitän an Bord der Air-Berlin Maschine nach Hamburg.

Zum Drama gehört, dass der Held seine gewünschte Erfüllung beinahe erreicht – sie fast spüren kann; und am Ende doch scheitert. Will heissen, nach der Vorführung des Immanenten – alle diese langweiligen Prozedere, denen wir keine Beachtung schenken, doch die uns in unserer um so gegnerisch eingestellteren Welt beruhigen (Sicherheitsvideo, Worte des Kapitäns, prüfende Blicke der Flight Attendants) – eben danach, liess uns die Realität im entscheidenden Moment in Stich. Die Maschine gab Gas, wollte sich bereits gegen Himmel erheben, und blockte, bremste abrupt, und Schluss. Start abgebrochen. 1. Reise beendet.

Szenenwechsel: Air-Berlin Schalter am Check-In des Zürcher Flughafens. Geschäftsleute und Hamburger drängten sich um das kleine Eck. Durch den Lärm einer nahen Baustelle (interessanter Nebenakteur) beeinträchigt, waren die Ausrufe der zwei tapferen Angestellten kaum zu verstehen. Doch es ging knallhart um deren Angebote (Umbuchung auf nächsten Flug oder einen danach), deren sich vorwärtslehnende und Hände mit Zetteln hinaufschnellende Nachfrager entgegenstellten. Ach eine schöne, altmodische Börse war hier zu beobachten. Informationsmangel („Was hat die Dame genau gefragt?“), Entscheidungssärke („Ja, ich nehm diesen Flieger“) und Rational-Choice-Ansätze (späteren Flug oder Hotelumbuchung?) unter den Marktteilnehmern waren idealtypisch zu studieren.

Ich als in erster Linie nicht Hamburg-Interessierter hielt mich vom Geschehen fern, wäre es doch nur mein Zustiegsplatz für einen günstigen Estonian Air-Flug nach Tallinn gewesen. Wenn Personen nur beschränkt herumtransportiert werden können, so waren immerhin die Daten mobil. Eine an der Internetstation in der Abflugshalle erfolgte Ersatzbuchung wurde zehn Minuten später beim Check-in nicht im geringsten hinterfragt, sondern ich wurde souverän als weiss-nicht-wie-lange exisitierender Kunde behandelt.

Schön zügig gings voran, und flugs sass ich schon im nächsten Flieger (mittlerweile war es 13 Uhr) nach Helsinki. Keine Sorge, Odysseus’ Versuche prompt von den bellenden Hunden wegzukommen, blieben deren. Plus eine weitere Stunde auf dem Rollfeld. Pünktlich mit einer Stunde Verspätung kam der moderne Grieche auch in Helsinki an (17:30 Ortszeit). Die Stadt bekam die undankbare Rolle einer blossen Durchgangsstation verschrieben. Die halbstündige Busfahrt vom Flughafen endete am trutzigen Bahnhof, wo ich an der Touristeninformation mit einer falschen Fährterminalangabe auf die weitere Reise geschickt wurde. Doch der Transfer zur Nachbarbucht glückte, wo ich gerade 15 Minuten vor Einschiffung eintraf.

Mittlerweile sitze ich auf einem stark schwankenden Tragflügelboot Richtung Tallinn, kreuzende Seegiganten in Sichtweite sowie die heruntergehende Sonne am Horizont. Ein gutes Omen für eine wunderbare Rückkehr nach Estland!


Zum Thema: 2001 A Space Odyssey, neu gesprochene Fassung. Hier anschauen



22 August 2007

Intermezzo in the Swiss mountains

(Quelle: Sigrun)

Now is the perfect time for preparing the underlying contents for my oncoming study to be placed in Estonia. I returned back to Davos where I was invited to stay in one of the most pleasent housing opportunities. It is the former residence of the doctors who practised in the nearby sanatorium (Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik). Readers of Thomas Mann's novels would find here their magic mountain. 100 meters above valley level, six people share now this beautiful spacious home, because the sanatorium had to close two years ago. The doctors' house is one of the few possibilities for young people to live economically. To stay in a single-room appartment in Davos leaves you with the same costs than in flats-lacking Zurich. The other problem is the cyclicality of the paramount tourism industry: Many people in the service sector only work here during the winter. The house inmates represent the other, constant side of a town that counts 13'000 inhabitants. All of them are engaged in the medical field in the broader sense. Hospital nurses, surveillant in the production of plastic bones (for medical training) or illustrator of hand operations to be published on the web. Discussions will end up sooner or later into hospital stories. As a guest of the house, then is the time of withdraw yourself from the gossipish company.