Die Prioritäten werden hier anders gesetzt, obwohl ich mich gerade frage, ob überhaupt Prioritäten aktiv gesetzt werden. Neben diesem grossartigen Angebot beim Rollmaterial und dem eilfertigen Service, werden klare Abstriche bei der Infrastruktur gemacht. Es holpert wie kürzlich in Rumänien und das untere Bild beweist: Es gibt für Estlands zweitgrösste Stadt kein Bahnhofsgebäude. (Fairerweise muss man sagen, dass mein Reiseführer berichtet, dass dieses im Herbst 2006 abgebrannt ist.)
Sowieso diese starke Verknüpfung von Höchstleistungen bei den Anwendungen und der miserablen Versorgungslage in einigen Kernbereichen, kriegt schnell eine satirische Seite. Ein dänischer Doktorand, der seit 8 Jahren in Estland lebt, verdeutlichte mir gestern, warum der vorwiegend von Russen bewohnte Nordosten Estlands nicht an Russland abgegeben wird (neben natürlich vierlei anderen Gründen): Mit dem plötzlichen Wegfall der energieproduzierenden Gebiete (Ölschiffer) könnte das virtuelle Estland nicht mehr existieren. Mit dem Schlagwort E-Stonia ist gemeint, dass die meisten und wichtigsten politischen Angelegenheiten via dem Internet erledigt werden. (Natürlich wählt man online seine Abgeordneten – und nicht nur auf Gemeindeebene, liebe Schweizer Behörden).
Wie wir uns in Windeseile gegen Tallinn bewegen, kommt der Schaffner einfach nicht mit dem Passwort fürs W-Lan an mir vorbei.
Die Ankunft im Talliner Bahnhof ist ein bisschen imposanter als beim aus der Sowjetzeit geretteten Busbahnhof.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen