17 Dezember 2006

Bratislava - Reisen unter der Nebeldecke

Eine Reise ins nachbarschaftliche Ausland hatten wir geplant. Michelle fuhr nach 45 Minuten in Pressburg ein, meine Bekannte aus dem gleichen Arbeitslosenprogramm Lucy erreichte Bratislava von Győr her, während ich nördlich entlang der Donau nach Pozsony fuhr. Also erreichten wir auf verschiedenen Wegen - zwar nicht ganz zur gleichen Zeit - die Metropole der verrückten äusseren Erscheinungen - Bratislava.

Es fängt schon mal mit dem Hauptbahnhof an. Hauptbahnhof? Eher wohl ein Einkaufszentrum.

Die Grundsätze der Physik sollen auch ausgetestet werden. Die Slowaken fanden die umgekehrte Pyramide als zweckmässig genug, um den eigenen Rundfunk zu beherbergen.
(Quelle: wikipedia.de, "Bratislava")

Eine superkitschige Kirche fanden wir dann etwas ausserhalb der schnuckeligen Altstadt. Die sogenannte blaue Kirche hält für jeden Disneyland-Liebhaber ein geeignetes Detail parat.

Vielleicht ist ja auch Las Vegas die Zwillingsstaft vom Bratislava, und sie mussten das Interieur als Schenkung annehmen?


Die Mitteleuropäer

Was die Gestaltung von Statuen angeht, sind die Bratislaver auch ganz schön unkonventionell. Es werden nicht immer die gleichen Ungarenkönige (Arpad, Stephan) oder Republikkämpfer (Kossuth, Petöfi, Deak) gewürdigt, sondern der einfache Dollenarbeiter kann sich hier verewigt entdecken.

Nach ein bisschen Glühwein, sieht die beschwingte Altstadt auch so aus.

Es lässt sich wunderbar zurücklehnen in dieser niedlichen-freundschaftlichen-unaufgeregten Atmosphäre. Und einen Weihnachtsoverkill wie an deutschen oder elsässischen Christkindmärkten riskiert man nicht. Dafür ist Bratislava zu pragmatisch mit ihren deftigen Wurstdüften, und schnell aufgebauten Eishockeyfeldern ohne Eis. Aber wen kümmert's?

11 Dezember 2006

Fuss fassen (Baustelle)

Es ist tatsächlich schon um halb acht, doch mein Büro ersetzt mir wieder mal den Gang zum Internetcafé, wo in der Box nebenan lautstarke Skype-Gespräche auf Arabisch geführt werden. Ich merke hier einfach, wie abhängig unsere Generation bereits vom Internet ist (oder bin es nur ich?). Jedenfalls ist eine Wohnung ohne Internetanschluss schon stark gewöhnungsbedürftig. Ich habe mal angeregt, dass meine Kontaktstelle hier in Ungarn schauen würde, dass eine Internet-Verbindung doch bitte vor ihren Weihnachtsferien zustande kommt. Ich glaube nicht so daran...
Andererseits bin ich eben diese Woche ganz schön gefordert. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich mich für den Intensivkurs Ungarisch entschieden habe. Seit Donnerstag sitze ich jeden Morgen also für 4 Lektionen in der Schule. Doch der Mut hat sich gelohnt, mitten in den Kurs einzusteigen. Immerhin habe ich wieder Lust bekommen, die Sprache zu lernen. Kurz vor meiner Abreise aus Vác hatte ich eigentlich mit dieser Sprache abgeschlossen und mich angefreundet mit dem Image als ignoranter Expat, zumal da ich ja in der English-spoken Central European University arbeiten würde. Seltsam, scheinbar ist es mit der Sprache wie beim Essen: Manchmal kommt der Appetit erst beim Essen. Hilfe, ist das jetzt Teleologie oder was?
Ok, ich drifte ab. Es gibt also viel zu büffeln und nachmittags bin ich an der Uni, wo ich meine Arbeitskollegen und auch allgemein die Stimmung mag. Es laufen jedenfalls viele Veranstaltungen, besonders auch im Bereich der Internationalen Beziehungen.
Sonst versuche ich die Kulturclubs hier abzuchecken, so dass ich ab Weihanchten auch als Reiseführer etwas tauge. Zu berichten gibt es vorerst nur: Ein guter Ort Leute kennenzulernen ist und bleibt der Töggelitisch.

PS: In der rechten Spalte findet Ihr meine Kontaktdetails. Ich freue mich auf jede Meldung.

05 Dezember 2006

Über den Korrespondenten

Es gab Stimmen, die meinten, mein Profilbild zeige mich auf meiner Datscha. So könnte natürlich der Eindruck entstehen, dass ich hier im Exil mich dem Laissez-faire hingebe. Weit gefehlt, tatsächlich bin ich hier hart am Arbeiten. Um diesem Image gerecht zu werden, brauchte ich natürlich ein neues Erscheinungsbild. Voila.





PS für Stefan aus Wohlen: Somit ist hier für dich eine valable Alternative zum Bagdad-Reporterbild gegeben.

04 Dezember 2006

Grosser Wechsel (Wochengulasch Nr. 4)

Eine turbulente Woche liegt hinter mir. Ich habe alle meine offenen Posten erledigt und noch ein Kommunikationskonzept abgegeben, ohne zu wissen, ob das irgendwie verarbeitet wird, genauer gesagt: ob es Vilmos durchlesen und als Input verwenden wird. Mit einem kleinen Apero für die Mitarbeiter im Göncöl-Haus habe ich doch klargestellt, dass ich vorerst nicht noch weiter Teilzeitarbeit für das NGO von Budapest aus machen werde. Ich wollte einfach einen klaren Kopf haben, wenn ich bei der CEU anfange, und nicht mit irgendwelchen Briefen an deutsche Bürgermeister alle sieben Tage zu tun haben.
An meinem ersten Tag an der Central European University (CEU) habe ich das starke Gefühl bekommen, dass das ein richtiger Entscheid war. Es läuft viel hier: Internationale Forschungsprojekte werden durch das Zentrum, bei dem ich arbeite, begleitet. Es gibt auch einen kleinen Lehrteil dieses Zentrums (es heisst CMCS), das Veranstaltungen innerhalb der Masterprogramme für Public Policy und für Politikwissenschaft betreut. Und sonst in der ganzen Uni herrscht eine grosse Auswahl von Vorträgen und Diskussionen zu aktuellen Themen. Zudem ist die Arbeitsatmosphäre schön international, so dass ich mich nicht mehr so als externer Experte fühlen muss wie bei Göncöl. Ich werde dann auch immer als "our new intern" vorgestellt. Lovely!