06 Februar 2008

NZZ Lektüre

An einem gemütlichen Vormittag sass ich im Café ums Eck, in dem Gäste Status-unabhängig geduzt werden. Der Leseverlauf der an meinen Sitzplatz geholten Neuen Zürcher Zeitung überzeugte aufs Neue. Es ist gut, bei einem Kaffee und einem längeren Beitrag aus dem internationalen Teil hängenzubleiben.
Der Schweiz-Teil ist meist von hoher Politik und Verwaltung durchzogen. Die NZZ ist dann soweit vom Alltag entfernt, wie andere Zeitungen sich diesem mit ihrem Service-Charakter andienen.
Das Wirtschaftressort zeigte den omnipräsenten Sarkozy mit dem omniangetriebenen AGV. Wie er hinter dem Alstom-beschrifteten Redepult steht, tauchte vor meinem inneren Auge der österreichische Bundeskanzler mit seiner "Kronenzeitung"-Jacke auf.
Mein Kaffee war schon längst ausgetrunken und die Tasse abgeräumt, als ich mich an den Zürich-Teil machte. Die sporadischen Alltagskolumnen haben meist einen ambivalenten Lesegenuss zur Folge. Die Redaktoren überspannen zu Teilen ihren Assoziationsspagat oder nerven mit einer dummen bildungsbürgerlichen Schlusspointe in Latein. Ich überwand mich und fand mich sofort in derselben Lage wie der Kolumnist wieder. "Es war in einem dieser Lokale, in denen man so lange sitzen darf, wie man will...[zum Weiterlesen]"
Mit Schmunzeln und Befriedigung erhob ich mich, und alsbald wurde der von mir freigegebene Platz von einem Typen mit Krawatte für die Mittagspause besetzt.