20 November 2006

Gender in Ungarn

Poah, eigentlich sollte heute ja mein zweiter Tag sein, an dem ich das Donauknie erkunde. Doch ich brech erst in einer Stunde nach Esztergom auf, da es gestern doch ziemlich spät wurde.
Nachdem ich in den letzten beiden Wochen vergeblich versucht habe, irgendeine kulturelle Veranstaltung hier in der Stadt vorzufinden, sagte ich mir: "Hey, jetzt ist Samstag abend, jetzt geht es in einen richtigen Tanzschuppen mit Leuten, Betrunkenheit und Gender Thematik."
Nun, der Club "Mouseoleum" war das Ziel (der Programmpunkt am 24.11. klingt ziemlich funktional: "Laptop Dj"). Erste Kontrolle, Zeitpunkt: Ich kam gegen 23 Uhr an, und die Räume waren schon recht mit Männlein und Weibchen gefüllt. Nur das was ich fälschlicherweise als einzigen Tanzraum begriff, war leer [von aussen hineinblickend] bzw. von einem knutschenden Paar belegt [nach dem Hineingehen].
Normalerweise tickt die gesellschaftliche Uhr schneller in Ungarn. Ich meine damit, dass du als 25-jährige Frau mindestens ein Kind hast, das mindestens 5 Jahre alt ist. Als 30-Jähriger werde ich natürlich gefragt, ob ich Kinder habe (was mir in der Schweiz noch nie passiert ist). Ich erwartete also einen Ansturm von jungen Mädels und Typen. Dass der Club erst als zugänglich ab 18 Jahren angepriesen wurde, liess mich hoffen, dass mir wenigstens die ärgste Teenager-Flut erspart bleibt.
Aber was sah ich da? Ein buntes Miteinander von 20 bis 35-Jährigen. Elternausgang? Vielleicht, denn die meisten Leute kamen in kleineren Gruppen.

Die Forschungsresultate in Kurzform:

Die Ungarin
mag: hautenge Oberteile, tiefe Ausschnitte, Hosen, ab und zu blondiert, rauchend
mag nicht: Bauchfrei, Tanga herausschauend, Röcke

Der Ungar
macht: gewinnt gegen mich im Töggelen, hängt mit Kumpels herum, wünscht mir auf englisch "Have a great party"

Der Hintergrund
Angekündigt war ein Best of von ungarischen Dancesongs. Sie haben es fertig gebracht, sogar die Qualität der rumänischen Sommerhits zu unterbieten, was ich vorher als absoluten Massstab betrachtet habe.

Das Zusammenspiel der Geschlechter
Man hat Spass miteinander, tanzt (auch die Männer), raucht und trinkt viel. Angesprochen werden nur Frauen, die man von früher kannte (Freundesfreundebekannte), ausser man hat zu viel getrunken, was aber ein Einzelfall ist (Klarstellung: das ist nicht der Berichterstatter). Franziska würde das wohl, als typische lockere Stimmung in Weinfelden beschreiben.

Konklusion
Niemals einen White Russian im Mouseoleum bestellen. Nach einer minütigen Erklärung kriegst du Wodka + Baileys + Kaffeerahm. Egészségedre! (Ägeschegädrä ausgesprochen, Prost)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Enrico

wie du mich doch kennst... die Thurgauer sind ja auch ein bisschen Oststaatler:-) Aber ich hätte mir die Ungaren schon kontaktfreudiger vorgestellt...

Herrlich, deine Einträge zu lesen.

Ganz liebe Grüsse
Franziska